Feste und Tänze im Kongo

Reiseberichte aus dem Sanella-Album Afrika

=========================================

Seite 49

Rund 70 000 Eingeborene arbeiten und schaffen in diesem reichen Industriegebiet des Kongo. So interessant wie alles war, wir wollten jedoch jenes geheimnisvolle Kongo kennenlernen, von dem wir schon so viel gehört hatten. Der Weg zum Eduardsee und von da den Kongofluß entlang nach Leopoldville führte uns mitten durch die geheimnisvolle Welt des vielleicht seltsamsten Landes Afrikas. Es war eine ungemein gefährliche, aber doch reizvolle Fahrt durch das schöne und fruchtbare Gebiet des Regenwaldes. Hier wuchs und grünte alles in bunter Fülle, und von den üppig behangenen Bananenstauden aß ich soviel ich nur konnte. Wild gab es in Überfluß. Auf den mit Gras bewachsenen Ebenen und in den dichten Wäldern sahen wir Elefanten, Büffel und Flußpferde, Antilopen und wilde Schweine, Perlhühner, rotbeinige Rebhühner, Wachteln und vieles andere. Die Menschen aber, die wir dort trafen, waren primitive Zwergvölker.

.

DRÖHNENDE TROMMELN • TAUMELNDE TÄNZER

Hier, wie überall in Afrika, spielt natürlich Musik und Tanz eine wichtige Rolle. Bei den Bango-Bango hatten wir Gelegenheit, besonders urwüchsige, wilde, sich bis zur Ekstase steigernde Tänze zu erleben. Mr. Brand versuchte die afrikanischen Tänze näher zu erforschen. Er sah in ihnen den unverhüllten Ausdruck afrikanischer Urwüchsigkeit, den er seinem amerikanischen Leserkreis nicht vorenthalten wollte. Im Leben der Eingeborenen wird jedes Ereignis durch Feste und Tänze gefeiert. So verschieden wie die Stämme in Afrika, so verschieden sind auch die Sitten und Gebräuche, die Arten, Feste zu feiern und zu tanzen. Nur in einem sind sich alle gleich. Einen gemeinschaftlichen Tanz von Mann und Frau, wie wir ihn kennen, gibt es dort nicht. Am freiesten sind die Dorftänze, denen keine religiöse Zeremonie zugrunde liegt. Aus einem Gefühl überreicher Lebensfreude entspringt der Tanz. Die große Trommel wird in der Mitte des Dorfplatzes aufgestellt.

.

Herum gruppieren sich die schwarzen Künstler mit ihren verschiedenen, oft sehr eigenartigen Instrumenten. Die große Trommel ist die Mutter der afrikanischen Musik. Die anderen vielen Instrumente, sei es die Flöte, die Gede, die Sehgura, die Rassel, die Zupfgeige, die Handtrommel, die Fußpauke oder das hölzerne Xylophon, auch Marimba genannt, geben immer nur die Begleitmusik. Helle Lebensfreude strahlt aus den dunklen Gesichtern, wenn sich die Tänzer im Kreis um ihre tüchtige Kapelle scharen. Weiß leuchten ihre Zähne beim frohen Lachen. Wiegende Körper, klatschende Hände begleiten die geräuschvolle Musik, die nur aus Rhythmus besteht. Junge Mädchen stehen, vor Erregung zitternd, eng umschlungen. Die Hand des jungen Kriegers hält den Stab fest, den er an Stelle des Speeres zum Dorftanz trägt. Dürre alte Weiber feuern durch schrille Schreie und groteske Sprünge die Jugend an. Einzelne Tänzer springen in den Kreis, wirbeln herum, um mit lautem Jauchzer unter dem Beifall der vielen Zuschauer ihren Platz wiedereinzunehmen, bis im wilden Trubel die schwarze schweißtriefende Menge wie toll auf dem Dorfplatz dahinrast.

.

   Bildrückseite 65 

 Bildrückseite 66